Seit Einsetzung des Runden Tisches gegen „Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich“ in diesem Frühjahr verstummte die öffentliche Kritik am Fehlen der Betroffenen in diesem Gremium nicht.
Auch um dieser zu begegnen fand am 10.11.2010 eine Anhörung von Betroffenen durch den Runden Tisch statt. Daran nahm – unter acht direkt und indirekt Betroffenen – auch Gabriele Gawlich, Zweite Vorsitzende von MOGiS e.V – Eine Stimme für Betroffene, teil.
Frau Gawlich schilderte ihre Eindrücke wie folgt: „Es war eine aufregende Zeit – die Vorbereitung, die Teilnahme am Runden Tisch und die Nachbereitung. Wir sind vom Team um Frau Dr. Bergmann ausgesprochen fürsorglich und respektvoll behandelt worden. So fiel es mir leicht, mich in der Anhörung zu öffnen und auch Einblicke in mein Leben zu geben. Ich habe in den Teilnehmern am Runden Tisch aufmerksame und zum Teil tiefbewegte Zuhörer gefunden. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass mehr als die ca. 30 Personen anwesend gewesen wären.“
Einig waren sich alle teilnehmenden Betroffenen darüber, dass der Dialog mit dem Runden Tisch weiter gehen muss, dass ihre Experten-Perspektive in allen Sachebenen berücksichtigt werden muss. Frau Gawlich dazu: „Eine wirkliche Diskussion konnte leider nicht entstehen, da die Zeit für die komplexen Zusammenhänge einfach zu kurz war. Das zeigt mir auch, dass diese Anhörung nur der Beginn der Zusammenarbeit zwischen Rundem Tisch und Betroffenen sein kann. Dies wurde mir sowohl von einigen Teilnehmern, als auch von den Betroffenen bestätigt.“
Dazu stellte Gawlich folgende Forderungen an die Mitglieder des Runden Tisches:
Frau Gawlich meinte zum Abschluss noch: „Jetzt aus der Retrospektive sind mir folgende zwei Schritte wichtig: Wir Betroffenen brauchen eine eigene, dauerhafte Vertretung unserer Interessen, z. B. als Verein, Verband oder Stiftung o.ä., damit wir unser Anliegen in die Öffentlichkeit bringen können. Und die Institution der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten sollte permanent eingerichtet werden. Sie leistet eine sehr wichtige Arbeit. Der Kontakt mit bis zu fast 8000 Personen zeigt, dass da ein enormer Bedarf besteht.“
Ihr Fazit: „Wir konnten zeigen, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt keine Randgruppe sind, sondern ein Teil der Gesellschaft. Wir werden aber von der Gesellschaft allein gelassen. So – wie in meinem Fall – in der Kindheit die Welt der Erwachsenen vollständig versagte, so versagt die Gesellschaft auch heute noch im Umgang mit den Betroffenen, auch wenn es ihr nicht bewusst oder gewollt ist. Übereinstimmend hat jeder von uns acht direkt und indirekt Betroffenen, jeweils aus der eigenen Perspektive, zeigen können, dass wir die Folgen und Defizite aus der Straftat, die an uns bzw. an unseren Angehörigen verübt wurde, allein tragen und bewältigen müssen.“
Zum Verein MOGiS e.V.:
MOGiS wurde im April 2009 als “MissbrauchsOpfer gegen InternetSperren” gegründet.
Nach Ende der Sperrdiskussion in Deutschland hat MOGiS e.V. seine Ziele erweitert und versteht sich inzwischen als “Eine Stimme für Betroffene”. Mit dem MOGiS e.V. treten Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs für die Belange von Missbrauchsbetroffenen ein.