Wir sind der Verein MOGiS. Wir haben uns am 01.04.2009 in Rostock als Verein „MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren" gegründet. Eines unserer Anliegen ist die Erhaltung der Zensurfreiheit des Internets in Deutschland. Wir versuchen dies durch Einflussnahme auf die aktuell stattfindende politische Willensbildung zu erreichen.
Mit der neuen Satzung vom 12.09.2009 hat MOGiS seine Ziele erweitert. Wir wollen unsere Bekanntheit (durch die Diskussion um Internetsperren) nutzen, und eine Lobby für Missbrauchsbetroffene sein.
Inwischen verstehen wir uns als: "Eine Stimme der Vernunft".
In Anlehnung an die Präambel unserer Satzung ist unsere Ausrichtung wie folgt am besten beschrieben:
Uns ist nur zu gut bewusst, dass es eine absolute Sicherheit nicht geben kann. Uns ist bewusst, dass schon der Versuch diese auch nur annähernd zu gewährleisten unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft gefährdet.
Deswegen treten wir für eine Politik ein, die Menschen wirksam vor Missbrauch schützt, dabei aber die Freiheitsrechte des Einzelnen nicht nur nicht vernachlässigt, sondern diese sogar aktiv verteidigt.
Zu diesen Freiheitsrechten gehören für uns u.a. das Recht auf Anonymität, sowie ein konsequenter Schutz personenbezogener Daten.
Daraus folgt, dass wir die verdachts- und anhaltslose Speicherung von Telekommunikationsdaten, die neuen präventiven Befugnisse des BKA und auch die geplante Gesundheitskarte ablehnen.
Gerade uns Betroffenen ist es wichtig, dass der Vertrauenschutz im Verhältnis zu Therapeuten und anderen Kontaktpersonen nicht durch eine um sich greifende Datensammlung und -haltung weiter beschädigt wird.
Ein wirksamer Schutz kann unter anderem also nur gewährleistet werden, wenn Rechtsanwälte, Ärzte, Psychologen und andere beratend tätige Berufsgruppen als Berufsgeheimnisträger vor Überwachung geschützt werden.
Ebenso fordern wir, in Anlehnung an das vom Bundesverfassungsgericht 2008 formulierte Grundrecht, die Gewährleistung der Vertraulichkeit und der Integrität informationstechnischer Systeme, deswegen lehnen wir die Online-Durchsuchung ab, wie wir das Access-Blocking(Internetsperren) ablehnen.
Wir sind der Meinung, dass Kinderpornographie im Internet konsequent gelöscht werden muss. Das alleinige Verdecken dieser Inhalte durch Stoppschilder kommt einem erneuten Wegsehen gleich, so wie es Betroffene oft in ihrer Familie und der Nachbarschaft erleben mussten und müssen.
Damit nicht wiederholt Missbrauchsüberlebende auf respektlose Art und Weise für politische Zwecke instrumentalisiert werden, werden wir den Dialog mit Politikern und Verantwortlichen führen, um praktikable Wege zu erarbeiten, die sowohl eine konsequente Verfolgung der Täter und Aufklärung der Straftaten in Bezug auf sexuellem Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ermöglichen, als auch fundierte, effektive Präventionsarbeit eröffnet.
Wir suchen nach Möglichkeiten umfassender Förderung von Hilfsangeboten für mittelbar und unmittelbar Betroffene. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit verschiedenen Organisationen zusammen, um eine starke Interessenvertretung für Betroffene zu sein.
Missbrauchsopfer gegen Internetsperren?
Müsste man nicht gerade als Opfer dafür sein?
Nein. Müssen schon mal gar nicht. Wir haben genug "gemusst".
Auch gerade deswegen wollen wir uns hier nicht erneut als Galionsfiguren einer schleichenden Einführung einer Internetzensur missbrauchen lassen.
Denn seien wir doch mal ehrlich, da wird doch kein einziges Kind weniger missbraucht, nur weil Frau von der Laien meint ein paar DNS-Namen umbiegen zu müssen.
Dagegen sind die zu erwartenden Einschränkungen der Grundrechte, insbesondere der Rezipientenfreiheit (Artikel 5 GG) und des Fernmeldegeheimnis (Artikel 10 GG) doch erheblich.
Vielleicht sind wir gerade wegen unserer Vorgeschichte sensibilisiert, wir kennen dieses Gefühl, dieses schleichende Eindringen in unsere Privatsphäre, dieses Nachgeben gegen den kontinuierlichen Druck, der Rückzug nach innen, wenn ein Nein nicht fruchtet. Ist es nicht genau das, was die Regierung gerade mit Uns macht?
Eigentlich ist alleine schon der Begriff der "KinderPornographie" fragwürdig. Porno kommt aus dem griechischen und heisst Hure oder Hurer, Graphie, ebenfalls griechisch, heißt darstellen. Üblicherweise geht es also um die Darstellung der Sexualität mit leicht verfügbaren Menschen (und deren Herabwürdigung, dies insbesondere in amerikanischen Pornos, aber das ist ein anderes Thema). Zusätzlich ist die Darstellung und ihre Verbreitung regelmäßig einvernehmlich.
Wo aber bitte kann hier eine Einvernehmlichkeit und Freiwilligkeit herrschen, bei einer solchen Erfahrungs- und Machtdifferenz?
Auch handelt es sich, wie ein Nutzer im lawblog so schön treffend kommentiert nicht um eine szenische Darstellung sondern um die Dokumentation eines realen Geschehens!
Es kann sich doch hierbei nur um die Verbreitung "dokumentierten Kindes-Missbrauchs"handeln. [dank auch an scusiblog für diese Klärung]
Wir würden da auch gerade die Politik um eine etwas vorsichtigere Ausdrucksweise bitten.
Auch verschiebt sich doch bei dieser Sichtweise sofort die Handlungsebene. Da wird also ein Kind missbraucht, und die Politik schaut, demnächst auch dank DNS-Sperren, weg?
Das BKA scheint nicht in der Lage die 20 in Deutschland befindlichen Content-Server beschlagnahmen zu können, soll aber demnächst mit der Pflege einer Zensur-Liste betraut werden?
All dies zeigt uns nur zu deutlich, dass es um eine wirksame Bekämpfung des Missbrauchs an Kindern (und dessen nachträglichen Verbreitung) gar nicht geht!
Und deswegen stehen wir für ein zensurfreies Internet ein, als "MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren".
Viele Grüße
Christian, Vorstand "MissbrauchsOpfer Gegen InternetSperren"
PS: folgende Artikel sollten vielleicht auch deutlich machen, worum es uns geht: