Der Original-Aufruf in EnglischBitte zum Weiterzwitschern hier klickenDer MOGiS e.V. auf Twitter(@mogisverein)
Wir sind MOGiS e.V. - eine deutsche Vereinigung von Opfern sexuellen Missbrauchs, die sich gegen Internetsperren aussprechen. MOGiS wurde im April 2009 im Zuge der Debatte um Internetsperren gegründet. Wir sprechen uns gegen die Sperrung von Webseiten aus, da dies kein taugliches Mittel gegen die Verbreitung von Darstellungen sexuellen Kindesmissbrauchs im Internet ist. Wir fordern eine konsequente internationale Zusammenarbeit um diese Missbrauchsdarstellungen aus dem Internet zu Entfernen. Ein positives Beispiel einer solchen Zusammenarbeit ist das Meldenetzwerk INHOPE.
Wir waren schwer überrascht von einer inoffiziellen Vorveröffentlichung eines Vorschlags des Europäischen Ministerrats. Auf unserer Website werden wir kontinuierlich Neuigkeiten über dieses Thema veröffentlichen, inkl. Quellen und Fakten. Wer mitmachen möchte, Fragen oder auch Anregungen zum Thema hat, oder sogar Zugang zu ausländischen Filterlisten besitzt, sollte nicht zögern uns zu kontaktieren "info.eu (at) mogis-verein.de".
Wegen des Vorschlags der europäischen Kommission wird die Zugangssperre zu Websiten in der EU erneut diskutiert. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen verpflichtet werden, bestimmte Websiten, die auf einer geheimen Sperrliste der Polizei, welche ohne Einfluss des Justizsystems der Mitgliedsstaaten erstellt wird, stehen, zu blocken.
Die EU-Mitgliedsstaaten werden ihre nationalen Internet Service Provider (ISP) dazu verpflichten, die Namensauflösung (DNS) auf Basis einer geheimen Sperrliste für ihre Bürger zu manipulieren. Um diese Manipulation zu bewerkstelligen, müssen die ISPs Änderungen an ihren Kern-Infrastruktur (die Nameserver) vornehmen. Sobald die Internetsperren implementiert sind, kann die Infrastruktur verwendet werden um den Zugriff auf beliebige Website zu beschränken.
Zuerst ein paar "hard facts":
Was ist also nun vorgeschlagen?
Der Plan scheint irgendwie unvollständig. Nur in Phase III sehen wir, dass gegen Kriminelle, die diese Medien verbreiten, vorgegangen wird. Was wir an diesem Aktionsplan vermissen, ist die Befreiung der Kinder aus ihren Missbrauchsverhältnis, was der erste Schritt sein sollte. Wenn da immer noch ein Markt für dieses Material ist(in dem Sinn dass "Geld bezahlt wird") , dann könnte das günstig mit "Ermitteln der Kriminellen durch Verfolgen des Geldstroms " verbunden sein.
Es ist ein wenig seltsam und ganz schön verwirrend das die EU-Mitgliedsstaaten zusammenarbeiten um jetzt eine Filterliste zu erstellen (Neusprachlich für eine "Sperrliste") aber unwillig erscheinen, bei der Entfernung der Bilder von sexuellem Kindesmissbrauch aus dem Internet zusammenzuarbeiten. Es ist besonders befremdlich, dass Banken es schaffen, Phishingseiten innerhalb von 4-8 Stunden zu entfernen, doch Missbrauchsbilder 30 Tage oder länger im Netz verbleiben.
Um es klar zu sagen: Abbildungen, die aus dem Internet gelöscht wurden, brauchen nicht mehr gelistet und geblockt werden. Statt die Dokumene von sexuellem Missbrauch von Kindern in jedem der 27 EU-Mitgliedsstaaten zu blockieren, müssten sie nur ein mal von einem der Mitgliedsstaaten gelöscht werden. Das schreit geradezu nach Kooperation der Ermittlungsbehörden.
Sehen wir nach: Wer arbeitet an CIRCAMP:
Schauen wir genauer:
So sehen die norwegischen Sperrlisten aus:
Europa, etwas näher:
In Zahlen: US:1292, NL:146, CA:79, RU:75, DE:69, KR:62, PT:61, GB:54, CZ:37, SE:32, UA:15, JP:12, AU:11, HK:8, BZ:8, CN:6, BS:5, FR:4, PA:3, ES:3, DK:3, TW:2, BY:2, TR:1, TH:1, SK:1, RO:1, NO:1, MX:1, LV:1, IT:1, BR:1, AR:1; Der eine Server in .no ist der Test-Server von kripos.no.
So viel zur internationalen Zusammenarbeit beim Löschen der Dokumentation von Kindesmissbrauch im Internet. Die USA und Kanada sind nicht gerade das, was wir "failed states" nennen würden. Interessanterweise benutzt auch Kanada eine Sperrtechnik.
England, als Co-Initiator, nutzt die Hilfe der Internet Watch Foundation (IWF) um ihre Sperrlisten für "Cleanfeed" zu erstellen und durch britische Internetzugangsanbieter zu aktivieren. Der IWF wurde zuletzt dadurch bekannt, als sie im Dezember 2008 einen Artikel in der englischen Wikipedia sperrte weil er eine Abbildung des Covers des Scorpions Albums "virgin killer" (was wir auch für fragwürdig halten) enthielt.
Obwohl die Niederlande selbst über eine Sperrtechnologie verfügen sind sie immer wieder unter den Top 5 Ländern, die selbst geblockte Seiten aufweisen. Wirklich irritierend war letztes Jahr der Fakt, das die Niederlande Seiten in den Niederlanden sperrten. Das verdeutlicht die Phase I von CIRCAMP. Die Hauptabsicht ist es nur Sperrlisteneinträge auszutauschen. Genau das taten sie auch, sie handelten aber nicht auf Grund der Informationen, die sie von den anderen COSPOL Mitgliedern bekamen.
Ein anderes Beispie ist Finnland, das die finnische Seite von Matti Nikkisperrt. Er opponierte gegen Internetsperren in seinem land, indem er die schwedische und finnischen Sperrlisten analysierte und die Ergebnisse veröffentlichte. Die Analyse zeigte, dass nur 37 von 1047 Webseiten der Sperrliste Bilder von Kindesmissbrauch beinhalteten. (9 [rot] + 28 [orange] aus Matti Nikkis Analyse)
Reden wir über Deutschlands nächsten Nachbarn Dänemark: Sie sperrten 200 Webseiten aus Deutschland, darunter auch ein muslimisches Videoportal.
In dem oben verlinkten Dokument ist Deutschland immernoch als Vorbereiter aufgeführt, doch dank der starken Grasswurzelbewegung des AK Zensur (Arbeitskreis gegen Zensur) und anderer Zivilgesellschaftlicher Gruppen, wie dem AK Vorrat (Arbeitskreis gegen Vorratsdatenspeicherung) und "FoeBuD e.V." und Organisationen von Missbrauchsüberlebenden wie "Trotz Allem e.V.", "gegen-missbrauch e.V." und MOGiS e.V."
Deutschland schien gerade auf dem Weg raus aus diesem Irrsinn zu sein.
Die Einführung von DNS-Manipulation wurde gestoppt - einige Maßnahmen wurden schon "zurückgebaut". Momentan diskutiert das Parlament die ?Abschaffung des "Sperrens" zugunsten des "Löschens". Dies könnte einer der Gründe sein, warum Sperren derzeit auf europäischer Ebene von der spanischen EU-Präsidentschaft vorgeschlagen werden.
Wegsehen ist genau das, was in den Familien (oder Organisationen) geschieht , wenn ein Kindesmissbrauch aufgedeckt wird, MOGiS Slogan lautet deswegen:
Das haben wir, konsequent und mittlerweile recht erfolgreich, in Deutschland im gesamten letzten Jahr kommuniziert.
So, jetzt ist es Zeit, das Problem der Websperren auf internationaler (zumindest europäischen) Ebene zu bekämpfen. Wir müssen uns vernetzen und uns gegen die fortschreitende Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten in der ganzen Welt vereinen.
Christian Bahls; MOGiS e.V.
MissbrauchsOpfer gegen InternetSperren
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